AG 3 - Kulturelle Vielfalt

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Duisburg - Stadt der Kulturen

Präambel

Die kulturelle Vielfalt in Duisburg ist ein wichtiger Standortfaktor und sollte mit ihrem Potenzial wesentlich selbstbewusster, aber auch selbstverständlicher nach außen getragen werden. Im Fokus der Betrachtung steht dabei die Vielfalt der Kulturangebote und beinhaltet automatisch die Vielfalt der Kulturen (Kunst und Kultur von allen für alle).

Es gehört zum Selbstverständnis der Stadt Duisburg, dass die freischaffenden Künstlerinnen und Künstler aller Sparten, sowie Inter-und Subkultur integrale Bestandteile der städtischen Kulturlandschaft sind. Wertschätzung und Identifikation des Rates und der Verwaltung mit dieser Freien Szene bedeutet auch Begegnung und Dialog auf Augenhöhe.

Projekte der Freien Kulturszene in all ihrer Vielfalt tragen in erheblichem Maße und ebenso aktiv zur Belebung, Kultivierung und größeren Attraktivität der Stadt bei, wie die institutionelle Kunst und sollten dementsprechend gleichrangig gewertet und gefördert werden. Nicht zufällig sind kulturell attraktive Städte wie Berlin durch ihre lebendige und vielfältig kreative Freie Szene gleichermaßen definiert wie durch ihre Opernhäuser und Museen! Duisburg ist eine Stadt mit viel Potential und braucht dieses Fundament für eine breite kulturelle Vielfalt - von Bauwagenplatz bis Oper.


Kultur(elle Vielfalt) braucht:
Gespräche und Gehör

Es ist erforderlich, durch eine intensivere und konstante Kommunikation in Form eines regelmäßigen Jour fixe zwischen Vertreterinnen und Vertretern der Freien Szene, der Institutionellen Kultur (Theater Duisburg, Museen etc.), der Stadtverwaltung und der Kulturpolitik ein besseres gegenseitiges Verständnis und so eine effektivere Zusammen¬arbeit zu erreichen. Zudem könnten Kulturschaffende den Mitgliedern des Kulturbeirats Einblick in ihre Produktionsprozesse (Organisation, Finanzierung etc.) geben.

Die Kulturentwicklung in Duisburg ist als kontinuierlich gelebter Prozess und Diskurs unter Beteiligung aller Akteure anzulegen.

Nach dem Vorbild des Stadtsportbundes sollten durch städtische Akquisition vor allem kleine und mittelständische Unternehmen gewonnen werden, die über einen festgelegten Zeitraum Gelder in einen „Förder- und Sponsorenpool“ einzahlen, der für kulturelle Zwecke genutzt wird. Über die Verwendung sollte ein paritätisch besetztes Gremium (mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung, Institutioneller Kultur und Freier Kulturszene) entscheiden. Die Einrichtung eines solchen mehrjährigen Konzeptes und Pools ermöglicht eine langfristige Partnerschaft sowie Planbarkeit und Berechenbarkeit der Fördermittel.

Die Aufteilung des Kulturhaushaltes sollte mit Blick auf den Betrag für den Kulturbeirat kritisch hinterfragt werden: Es ist äußerst wünschenswert, den gegenüber der Institutionellen Kultur extrem niedrigen städtischen Etat für Projekte der Freien Szene zu erhöhen. Dabei geht es nicht um eine Konkurrenz von Institutioneller vs. Freier Kultur mit ihren sehr unterschiedlichen Organisations- und Finanzierungsstrukturen. Schon bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat sich gezeigt, dass die Freie Szene mit den ihr zur Verfügung stehenden bescheidenen Mitteln bedeutsame Beiträge für die Belebung und Bereicherung der Duisburger Kulturlandschaft liefert. Diese könnten durch eine Etaterhöhung des Kulturbeirats wesentliche Steigerung erfahren, insbesondere um wiederkehrende, längerfristige, aufwendigere und nachhaltige Projekte fördern zu können. Hierbei sollten auch die eigene Arbeitsleistung und –zeit und professionell-kreative Kompetenz der künstlerischen ProjektleiterInnen als „finanzierungswürdige“ Elemente berücksichtigt werden.

Generell sollten bei der Verteilung der Mittel aus dem gesamten Kulturhaushalt allein künstlerische Kriterien gelten, d.h. die Vergabe nicht nach „Mainstream-Gesichtspunkten“ bzw. wirtschaftlichen Effekten erfolgen (z.B. größere Transparenz bzw. Einrichtung einer Jury bei Vergabe der Fördermittel im Rahmen der Duisburger Akzente).

Eine konkrete Forderung ist die Wiederbelebung des Ankaufetats aus IG-Ausstellungen und Museen. Der Ankauf von Kunstwerken fördert bildende Künstlerinnen und Künstler und bietet die Möglichkeit, einen umfassenden Überblick über die Duisburger Szene in all ihren Ausformungen zu schaffen. Durch die Darstellung der Objekte werden die Räumlichkeiten der Stadtverwaltung aufgewertet.
Ebenfalls sollte das Lehmbruckstipendium wiederbelebt werden, da die Anwesenheit junger Künstlerinnen und Künstler, die in Duisburg leben und arbeiten, die Kunstszene nachhaltig und innovativ belebt.

Die Stadt Duisburg sollte die Nutzung ihrer beratenden und logistischen Ressourcen ermöglichen, u.a. Hilfestellung und Unterstützung bei der Antragstellung zur Einwerbung externer Fördergelder (auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene sowie auf der Ebene von Stiftungen) für alle Duisburger Kunst- und Kulturschaffenden geben.

Vereinfachung von Verwaltungsstrukturen: Freie Kulturprojekte unterliegen häufig den gleichen finanziellen und strukturellen Auflagen wie Privatveranstaltungen, Firmenfeiern etc. Deshalb ist es erforderlich, dass freie Kunstprojekte in städtischen Räumen einen gesonderten Status erhalten, um (mehr) Kulturschaffenden die Möglichkeit zu eröffnen, städtische Räume mit möglichst wenig bürokratischen Hürden zu nutzen.

Leerstandsmanagement auf Basis einer Ermöglichungskultur: Dringend benötigt wird eine frei zugängliche Darstellung und Auflistung aller ungenutzten Immobilien in Duisburg und deren Nutzungsmöglichkeit. Seitens der Verwaltung sollte eine lösungsorientierte Information über (baurechtliche, polizeiliche etc.) Auflagen und aktive Unterstützung bei der Umsetzung von Projekten (z.B. Nutzung bzw. Umnutzung von ehemaligen Schulimmobilien) geboten werden, -angefangen bei der Antragstellung bis hin zur Kontaktvermittlung zwischen Verwaltung/ Eigentümern und Freier Szene. Denkbar wäre hier auch ein Anreizsystem für Privateigentümer von Leerständen, damit sie ihre ungenutzten Räume für Kunst- und Kulturprojekte zur Verfügung stellen (z.B. steuerliche Anreize bei Mietverzicht).

Kulturelle Stadtteilentwicklung und Entwicklung von Stadtteilperspektiven: Duisburg benötigt strategische Handlungskonzepte und konkrete Maßnahmen zur Umsetzung, z.B. wie Stadtteile durch Kunst- und Kulturprojekte belebt werden können. Hierzu zählt auch die Schaffung von Rahmenbedingungen für eine Belebung der Clubszene und vereinfachte kulturelle Nutzungsmöglichkeiten, z.B. durch Ausweisung von (mehr) „Sonderwirtschaftszonen“ bzw. Gewerbegebieten. Ziel sollte also die Schaffung eines oder mehrerer attraktiver und zentral gelegener Gebiete in der Stadt sein, in denen sich Veranstaltungsorte mit Clubs und Konzerten unter gelockerten (Lärmschutz-) Bedingungen entfalten können.

Darüber hinaus benötigt Duisburg zusätzlich Räumlichkeiten für die nicht gewerbliche kulturelle Nutzung: Konkret ist hier vor allem die Ermöglichung eines Soziokulturellen Zentrums, eines Proberaumzentrums sowie eines freien Theaters (das hinsichtlich Bühnengröße, technischer Grundausstattung und Bestuhlung auch den Erfordernissen von Sprechtheater- und Tanzproduktionen genügt) zu nennen.

 

Kultur(elle Vielfalt) braucht:
Angebote

Duisburg verfügt über eine vielfältige Kulturlandschaft. Oberste Prämisse ist die Bewahrung und gezielte Erweiterung der vorhandenen kulturellen Infrastruktur und des bestehenden Angebotsspektrums (als gefährdete Projekte sind beispielhaft zu nennen: Bauwagenplatz, Festivallandschaft, Stadtteilbibliotheken, Bücherbus, Kulturbus).

Der interkulturelle Künstleraustausch, insbesondere mit den Duisburger Partnerstädten, sollte durch neue Impulse belebt werden. Denkbar wäre die Einrichtung eines eigenen Expertengremiums (z.B. bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Kulturschaffenden. ¬Eine weitere Forderung an zusätzlichen Angeboten ist die Erweiterung der Kinoland¬schaft über das homogene bestehende Angebot hinaus. Der Betrieb von lediglich zwei Filmspielhäusern entspricht nicht dem Besucherpotential der Stadt bzw. des Einzug¬gebietes. Ein erster Ansatz könnte eine breitere inhaltliche Aufstellung des Filmforum sein, welches sich derzeit vor allem auf kommerziell erfolgreiches europäisches Arthouse Kino konzentriert und hierbei sowohl einen Großteil des zeitgenössischen Independent-/Off-Kinos als auch komplette Genres ausspart. Das erfordert eine bessere finanzielle Ausstatt¬ung des Filmforums. Alternativ sollten entsprechende Angebote privater Betreiber im Sinne der o.g. Ermöglichungskultur unterstützt werden (Stichwort Werkstattkino).

Bestehende Räumlichkeiten, wie z.B. die Alte Feuerwache Hochfeld oder das Internationale Zentrum (Cafe) sollten einer kritischen Überprüfung hinsichtlich einer möglichen Nutzungserweiterung oder Umnutzung unterzogen werden. Wünschenswert wäre die kostenfreie Nutzung der alten Feuerwache Hochfeld für alle nicht wirtschaftlich orientierten Kunst- und Kulturangebote sowie eine bessere Ausstattung des Internationalen Zentrums.

Die vielfältigen kulturellen Angebote müssen angemessen kommuniziert werden. Hier ist eine städtische Unterstützung bei Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit, z.B. durch die kostenlose Nutzung städtischer Vertriebsstellen (u.a. Tourist Information) und Werbeflächen / Kultursäulen erforderlich. Empfehlenswert wäre ferner der Aufbau einer digitalen Landkarte, die zentral über alle Kulturorte und Institutionen informiert.